Organisationskultur im Spotlight

ABIS Feature

Symposium

Wie kann Kulturtransformation gelingen? Unter diesem Motto stand das zweitägige Symposium am 4./5. Oktober 2018 des Professional Campus der Universität Witten-Herdecke. Wir haben unsere Gedanken dazu hier notiert.

Die Organisation als nicht-triviales, komplexes System ist in Managementbüchern gut beschrieben. Im Spannungsfeld von Strategie, Organisationsstruktur und Organisationskultur beschäftigen sich Führungskräfte und Berater*innen gleichermaßen mit der Frage, wie sich Organisationen gut entwickeln können. Der systemische Ansatz hilft dabei, Wirkungszusammenhänge zu erklären und Dynamiken der Organisation besser zu verstehen.

An zwei Tagen präsentierten und diskutierten Wissenschaftler*innen, Unternehmensvertreter*innen und Organisationsberater*innen Möglichkeiten zur Gestaltung der Unternehmenskultur. Anhand verschiedener Praxisfälle wurden Kulturveränderungsprozesse in Post-Merger Integrationsprozessen, in klassischen Führungsstrukturen und in agilen Transformationsprozessen beschrieben.

Folgende Kernaussagen lassen sich hier zusammenfassen:

  • Man muss verstehen, woher eine Organisation kommt, um zu verstehen, wohin sie möchte
  • Kultur wird durch die Geschichten geprägt, welche die Menschen in der Organisation über sich erzählen und die über die Organisation erzählt werden
  • Will man eine Kultur verstehen, muss man auf übliches und adäquates Verhalten sowie auf alle Abweichungen und verbotenes Verhalten achten
  • Soll Kultur verändert werden, braucht es viel Zeit und Raum, damit alte, ungute Muster erkannt, verdammt und durch neues Verhalten ersetzt werden können

Ein entscheidende Erkenntnis war, dass sich Unternehmenskultur nur über Bande anspielen lässt - über Impulse, die nicht unmittelbar die Kultur einer Organisation adressieren, aber mittelbar Einfluss auf das Miteinander, auf den Umgang mit Fehlern und auf Entscheidungsprozesse haben.

Wir erleben in unseren Beratungsprozessen immer wieder, dass sich die Kultur schleichend, fast unmerklich verändert. Interventionen an einer Stelle, ziehen Veränderungsimpulse an anderen Stellen nach sich.

Das Bemerkenswerte für externe Berater*innen ist dabei, dass Beratung an sich Kultur provoziert: denn Berater*innen verhalten sich zunächst unweigerlich daneben. Sie kennen die Kultur nicht und kommen durch Hinweise, wie man sich hier richtig verhält, unmittelbar mit der Kultur der Organisation in Berührung.

Das Herausfordernde für Berater*innen liegt darin, sich so viel wie nötig und so wenig wie möglich an die Kultur der Kundenorganisation anzupassen, um wirksam zu sein. Es droht sonst die Gefahr des Rauswurfs oder der Vereinnahmung - ein spannender und gleichzeitig anspruchsvoller Reflexionsprozess in jedem Beratungsprozess. Eine Herausforderung, die wir immer wieder gern annehmen.